ADHS kann längst nicht nur über Medikamente wie Ritalin behandelt werden. Auch psychotherapeutische Maßnahmen sowie pädagogische Schulungen von Eltern und Lehrpersonal kommen in Frage.
Die Behandlung von ADHS baut auf drei wichtigen Bausteinen auf. Stets unumgänglich sind pädagogische Maßnahmen wie ein Eltern- oder Lehrertraining sowie eine Psycho- oder Verhaltenstherapie. Nur bei starker Symptomausprägung oder einem enormen Leidensdruck der Kinder und Familien kommen Medikamente ins Spiel.
Pädagogische Therapie von ADHS
Zunächst ist es wichtig, sowohl die Eltern als auch die betroffenen Pädagogen, Lehrer oder Kindergartenpersonal, über die Ausprägung und Symptomatik der Erkrankung zu informieren. Nur wenn diese über die Besonderheiten des Kindes Bescheid wissen, können sie den Alltag des Kindes so gestalten, dass seine Probleme möglichst wenig zu Tage treten.
Psycho-/Verhaltenstherapie
Eine Psychotherapie ist in den meisten Fällen unumgänglich, um den Kindern ihr Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl zurückzugeben und sie so anzuleiten, dass sie im Alltag besser mit ihrer Erkrankung umgehen können. Je nach individueller Ausprägung der Symptome kommen verschiedene Therapieformen in Frage, beispielsweise:
Therapieform | Inhalt/Ziel |
Psychomotorik | Weiterentwicklung der grob- und feinmotorischen Fähigkeiten, Schulung der Selbst- und Fremdwahrnehmung, besserer Umgang mit anderen in einer Gruppe |
Familientherapie | Auflösung bestehender Konflikte, Aktivierung der familiären Selbstheilungskräfte |
Soziales Kompetenztraining | Förderung des Einfühlungsvermögens, Verringerung der Aufmerksamkeitsdefizite und des impulsiven Verhaltens, bei Defiziten im Sozialverhalten angezeigt |
Beschäftigungstherapie | kreatives Arbeiten, Musiktherapie, kognitives oder soziales Training, Entspannungsmethoden etc. |
Ergotherapie | Verbesserung von Konzentration, Ausdauer, Gedächtnisleistung, Kommunikationsfähigkeit, gemeinsames Arbeiten im Team und Stärkung des Selbstvertrauens |
Spieltherapie | nochmaliges Durchleben und Verarbeiten bereits erlebter Erfahrungen und der damit verbundenen Konflikte |
kognitive Verhaltenstherapie | Erlernen von neuen Einstellungen und Verhaltensweisen, um besser mit dem Alltag und den individuellen Anforderungen zurecht zu kommen |
Medikamentöse Behandlung von ADHS
Wenn die Psychotherapie keine ausreichenden Erfolge bringt, wird oftmals eine medikamentöse Behandlung notwendig. Am häufigsten verwendet werden diese Wirkstoffe:
- Methylphenidat (z. B. Ritalin): Methylphenidat ist ein Wirkstoff, der bei mehr als zwei Dritteln der betroffenen Kindern die ADHS-Symptome reduziert. Während der Wirkung der Tabletten ist die normale Gehirnfunktion wiederhergestellt, Konzentrationsschwierigkeiten gehen zurück und impulsives Verhalten nimmt ab. Unangenehm ist, dass die Tabletten nur etwa drei bis vier Stunden wirken und sie deshalb mehrmals täglich eingenommen werden müssen
- Amphetamine: Wirkt Methylphenidat bei einem Kind nicht ausreichend, kann der Arzt alternativ Amphetamine verschreiben. Diese Behandlungsform ist in den USA sehr verbreitet und nimmt auch hierzulande stark zu. Amphetamine weisen eine längere Wirkdauer auf.
- Antidepressiva: Auch die Verwendung von Antidepressiva ist in Deutschland noch nicht sehr weit fortgeschritten, zumal die Wirkstoffe bisherigen Erfahrungen zufolge eher hinter Methylphenidat zurückbleiben.
Grundsätzlich gilt, dass eine medikamentöse Therapie für Kinder unter sechs Jahren nicht in Frage kommt. Auch bei Schulkindern sollte eine Medikation nur bei sehr eindeutigen Fällen erfolgen.