Auch wenn die Diagnose für die Eltern ein Schock ist, sorgt sie zugleich oft auch für Erleichterung: Endlich verstehen sie, warum sich ihr Kind in vielen Situationen so seltsam verhält – es leidet am Asperger-Syndrom.
Das Asperger-Syndrom bezeichnet eine Kontakt- und Kommunikationsstörung, die gewöhnlich bereits im Kindesalter diagnostiziert wird. Es handelt sich um eine Störung aus dem autistischen Bereich und gilt als abgeschwächte Form des Autismus.
Wie sich der Asperger-Autismus bemerkbar macht
Für die Betroffenen ist die Erkrankung allgegenwärtig und macht sich in nahezu jeder Lebenslage bemerkbar. Typische Verhaltensweisen und Probleme sind beispielsweise:
- sehr ausgeprägte Spezialinteressen
- mangelnde Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und Gefühle richtig zu interpretieren (Empathie)
- verzögerte soziale Reife
- enorme Ich-Bezogenheit
- motorische Ungeschicklichkeit
- gestörte Wahrnehmung (z. B. beim Sehen, Hören, Riechen)
- Abneigung gegen Körperkontakt
Asperger-Autisten werden von anderen Kinder und Erwachsenen oftmals als Sonderlinge wahrgenommen, die kaum Anschluss an Gleichaltrige haben und unhöflich sind.
Häufigkeit des Asperger-Autismus
Wie verbreitet der Asperger-Autismus ist, kann aufgrund einer Vielzahl nicht diagnostizierter Erkrankungen und der unterschiedlichen Diagnosemaßstäbe nicht exakt festgestellt werden. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass von 10.000 Schulkindern 2 bis 3,3 vom Asperger-Syndrom betroffen sind. Dabei fließen in die Statistik deutlich mehr Jungen ein als Mädchen – das Verhältnis beträgt 8:1. Dies muss jedoch nicht zwingend die tatsächlichen Verhältnisse widerspiegeln: Die Erfahrung zeigt, dass Mädchen den Mangel an sozialen Fähigkeiten oftmals besser ausgleichen können und es deshalb gar nicht erst zu einer Diagnose kommt.
Abgrenzung zu anderen Formen des Autismus
Der Asperger-Autismus ist insbesondere in Abgrenzung zum Kanner Autismus (auch: frühkindlicher Autismus) zu sehen, welcher die schwerwiegendere Form des Autismus beschreibt. Die Unterschiede zwischen beiden Formen im Überblick:
- Diagnose: Der Kanner Autismus kann schon den ersten Lebensmonaten diagnostiziert werden. Der Asperger-Autismus wird gewöhnlich ab dem dritten Lebensjahr, durchschnittlich aber erst im Alter von acht Jahren festgestellt.
- Geistige Entwicklung: Asperger-Autisten sind meistens normal begabt oder teilweise sogar hochbegabt. Beim Kanner-Autismus hingegen kann der Intellekt sehr unterschiedlich ausgeprägt sein, oftmals ist der Besuch einer Sonderschule notwendig.
- Sprachentwicklung: Kanner-Autisten leiden unter einer verzögerten Sprachentwicklung oder sprechen sogar überhaupt nicht (Mutismus), während beim Asperger-Syndrom überhaupt keine oder nur leichte Sprachentwicklungsverzögerungen vorliegen.
- Motorik: Die motorische Ungeschicklichkeit ist typisch für den Asperger-Autismus, nicht jedoch für die Kanner-Form.