ADHS.Schule

Spezifische Förderung von Kindern mit ADHS / Asperger-Autismus.

  • Startseite
  • Für Eltern
    • Über uns
    • ADHS
    • Asperger-Autismus
    • Therapieansatz Neurofeedback
  • Für Lehr- und Fachkräfte
    • Pädagogische Kolloquien
    • Pädagogische Fortbildungen
    • Veranstaltungsarchiv
  • Privatschule und Internat
  • Infomappe & Kontakt
Startseite / ADHS-Schüler im Unterricht: So reagieren Sie als Lehrer richtig und sorgen für ein ausgeglichenes Klassen-Klima

ADHS-Schüler im Unterricht: So reagieren Sie als Lehrer richtig und sorgen für ein ausgeglichenes Klassen-Klima

Ein Ratgeber von Prof. Dr. h.c. Hans Biegert, Preisträger des ADHS-Förderpreises

Teufelskreis im Unterricht: Wie sich Konflikte hochschaukeln.
Die Körpersprache der Lehrkraft: Auswirkungen auf die Schüler.
Probleme mit AD(H)S-Kindern im Unterricht: Wirksame Intervention.
Problemfall AD(H)S: Wie sich negatives und positives Feedback auswirkt.
Herausforderungen durch AD(H)S im Unterricht: Typische Begleiterscheinungen.

Teufelskreis im Unterricht: Wie sich Konflikte hochschaukeln

AD(H)S stellt die Lehrer vor große Herausforderungen. Das Kind konzentriert sich nicht, handelt impulsiv oder sogar aggressiv. Viele Lehrer sind mit diesen Symptomen überfordert. Sie sind sich dessen allerdings oft nicht bewusst, dass sie mit ihrem eigenen Verhalten die Situation noch zusätzlich verschlimmern.

Lehrertypen: Wie Lehrer mit AD(H)S umgehen

Natürlich gibt es Lehrkräfte, die mit AD(H)S-Kindern genau richtig umgehen und sie so optimal in den Unterricht einbeziehen. In vielen Klassenzimmern sind jedoch eher diese Lehrertypen an der Tagesordnung:

  • Der Hilflose: Der hilflose Lehrer ist mit der Situation überfordert. Er weiß nicht, wie er auf das Verhalten seines Schülers reagieren soll, zeigt seine Unsicherheit und bietet damit erst recht Angriffsfläche.
  • Der Ignorante: Er tut so, als wäre nichts. Er behandelt AD(H)S-Kinder wie gesunde Schüler und schweigt das Problem einfach weg. Damit stößt er jedoch schnell an seine Grenzen.
  • Der Inkonsequente: Der inkonsequente Lehrertyp versucht zwar, sich durchzusetzen und bei Problemen Strafen zu verteilen, ist jedoch in letzter Instanz zu milde. Die Kinder merken schnell, dass die Drohungen mehr eine Luftnummer sind und nicht durchgezogen werden. Deshalb wird der Lehrer von den Schülern als zahnloser Papiertiger empfunden und nicht ernst genommen.
  • Der Aggressive: Lehrer mit einem Hang zur Aggression schaffen es nicht, ruhig zu bleiben, sondern werden schnell aggressiv und schimpfen laut, wenn das AD(H)S-Kind wieder einmal die Regeln nicht befolgt.
  • Der Sanktionsorientierte: Dieser Lehrertyp droht häufig mit Strafen und setzt diese auch konsequent um, übertreibt es jedoch in Hinblick auf die Intensität.

Natürlich treten diese Lehrertypen nicht unbedingt in Reinform auf – häufig gehen diese Typen Hand in Hand, so beispielsweise der hilflose Lehrer, der – mit seinem Latein am Ende – aggressiv und laut wird. Oder der Ignorante, der das Problem zuerst ignoriert, nur um den Schüler schließlich viel zu hart bestrafen, wenn ihm „der Kragen platzt“.

Der Teufelskreis

Reagiert der Lehrer nicht richtig auf das Verhalten von AD(H)S-Schülern bzw. hat entsprechende Regeln nicht erfolgreich eingeführt, gerät er häufig in einen Teufelskreis, in dem sich Problemsituationen immer weiter hochschaukeln.

Typisch ist dieser Verlauf:

  1. Stufe: Der Lehrer fordert den Schüler zu einem bestimmten Verhalten auf.
  2. Stufe: Der Schüler setzt die Aufforderung nicht um, worauf der Lehrer diese wiederholt.
  3. Stufe: Wird seinem Ansinnen wiederum nicht entsprochen, gibt die Lehrkraft entweder nach oder sie beginnt, Drohungen auszusprechen.
  4. Stufe: Zeigt die Drohung keine Wirkung, droht der Lehrer erneut mit derselben Strafe oder er verschärft sie.
  5. Stufe: Helfen auch verschärfte Drohungen nicht, um die Situation zu entschärfen, ist der Lehrer ratlos. Häufig wird nun die Lehrkraft selbst aggressiv, oder sie gibt nach, alleine um des Friedens willen.

Jede Stufe dieses Teufelskreises stellt eine weitere Verschärfung dar, wobei es von Schritt zu Schritt schwieriger wird, aus der Situation ohne eklatante Drohungen oder Aggressivität auszusteigen.

Erfahrungen der Schüler in dieser Situation

Wie die Schüler diesen Prozess erleben, hängt stark vom Ausgang ab bzw. der letztendlichen Reaktion der Lehrkraft:

  • Nachgeben: Gibt die Lehrkraft im Verlaufe des Problems nach und lässt die Sache bei sich bewenden, macht er weder seine Drohungen wahr noch macht er seine ursprüngliche Aufforderung geltend.Beim Schüler kommt die Botschaft an, dass er ungewollten Anweisungen und Drohungen einfach dadurch aus dem Weg gehen kann, indem er einfach nicht auf den Lehrer reagiert. Die Lehrkraft verstärkt das unerwünschte Verhalten also durch sein Nachgeben zusätzlich.
  • Aggressivität: Indem der Lehrer aggressiv ist und den Schüler sozusagen „überstimmt“, wird dieser möglicherweise das gewünschte Verhalten an den Tag legen. Es kann sogar dazu führen, dass sich der Schüler zukünftig im Unterricht besser benimmt.Das Problem verlagert sich jedoch an eine andere Stelle: Der Schüler lernt durch diese Vorgehensweise der Lehrkraft, dass man sich nur mit Macht und Stärke durchsetzen kann. Im schlimmsten Fall nutzt er seine eigene Macht aus, wenn er mit jüngeren Kindern oder körperlich schwächeren Schüler zusammentrifft. So kann sich durch die Aggressivität des Lehrers auch die Tendenz zum aggressiven Verhalten und zur Gewaltbereitschaft des Schülers steigern.
  • Gehorsam des Schülers: Gehorcht der Schüler während des Teufelskreises, so ist das Problem zunächst beseitigt. Der Lehrer fährt mit dem Unterricht fort und wendet sich anderen Schülern zu. Der AD(H)S-Schüler lernt, dass es ihm keinerlei positive Folgen einbringt, wenn er das vom Lehrer gewünschte Verhalten an den Tag legt.Da die positive Rückkopplung fehlt, wird er zukünftig noch weniger gewillt sein, den Wünschen der Lehrkraft zu entsprechen. Das Verhältnis zwischen Lehrer und AD(H)S-Kind beruht zunehmend auf ständigem Schimpfen, Ermahnen und Drohen, während es kaum mehr positive Erfahrungen gibt.

Ziel im Umgang mit AD(H)S-Kindern muss es sein, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Hierbei spielen feste, einzuhaltende Regeln und eine Rückkopplung bei positivem Verhalten eine große Rolle.

Die Körpersprache der Lehrkraft: Auswirkungen auf die Schüler

Im Umgang mit AD(H)S-Schülern spielt die Körpersprache eine gewichtige Rolle. Viele Menschen sind sich dessen nicht bewusst, was ihre Körpersprache über sie aussagt und welche Haltung sie damit wiederspiegeln. AD(H)S-Kinder sind für diese Signale ebenso empfänglich wie andere Schüler und lassen sich dementsprechend über eine offene Körpersprache einfangen.

Wie die Wirklichkeit in deutschen Klassenzimmern aussieht

Viele Lehrkräfte machen sich kaum Gedanken darüber, was ihr Körper über sie aussagt. Typisch sind beispielsweise diese Haltungen:

  • kein Blickkontakt, starrer Blick z. B. auf Folien auf dem Overhead-Projektor oder Gesicht zur Tafel
  • Stehen mit gekreuzten Armen
  • steife Körperhaltung mit hinter dem Körper gefassten Händen
  • kumpelhaftes Anlehnen an der Tafel
  • hochgezogene Schultern mit in den Hosentaschen vergrabenen Händen

Viele dieser Haltungen vermitteln ein negatives Bild. Sie signalisieren Ablehnung und Unsicherheit – beide Einstellungen sind kein guter Nährboden für eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Lehrer und Schülern.

Wie eine positive Körpersprache aussehen kann

Lehrer können an vielen Punkten ansetzen, um ihre Körpersprache zu verbessern und so einen besseren Zugang zu den Schülern zu erlangen. Wichtig sind beispielsweise diese Punkte:

  • Körperhaltung: Ist der Oberkörper schlaff und gebeugt, kann dies Unsicherheit ausstrahlen. Ein besseres Selbstbewusstsein demonstriert die Lehrkraft durch eine aufrechte Körperhaltung mit gesenkten Schultern, einem festen Stand und vorgeschobener Brust.
  • Gestik: Die Hände sollten stets sichtbar sein. Sowohl in den Hosentaschen vergraben als auch hinter dem Rücken „versteckt“ senden sie negative Signale aus. Eine freundliche und offene Gestik wird als positiv empfunden. Die Arme sollten weder vor dem Körper gekreuzt (verschränkt) werden noch sollten sie hektisch umherfuchteln – ein harmonisches Gestikulieren ist hingegen durchaus erwünscht. Die Schüler empfinden außerdem Gesten auf Höhe der Taille als angenehm, während sie unterhalb der Taille eher als negativ empfunden werden (z. B. läuft das typische „Fäuste ballen“ unterhalb der Taille ab, eine eindeutig aggressive Geste).
  • Bewegung: Grundsätzlich sind ruhige Bewegungen sinnvoll für eine positive Atmosphäre. Es sollte sich jedoch nicht um hektisches Hin- und Hereilen handeln.
  • Blick: Der Blick sollte über die Klasse wandern, jedoch nicht einen einzelnen Schüler fixieren – dies würde die anderen Kinder ausschließen. Er sollte signalisieren, dass der Lehrer auf die Reaktion der Schüler gespannt ist.
  • Mimik: Das Gesicht strahlt Freundlichkeit aus. Ein übertriebenes Dauerlächeln wirkt unnatürlich. Doch ein gezielt eingestreutes Lächeln von Zeit zu Zeit sichert der Lehrkraft die Aufmerksamkeit und das Wohlwollen der Kinder.

Es kann Sinn machen, das eigene Selbstbild und das Fremdbild, das andere von der eigenen Person wahrnehmen, abzugleichen. So lassen sich Schwachpunkte in der Körpersprache aufdecken, an denen der Lehrer nach und nach arbeiten kann. Es macht jedoch keinen Sinn, die gesamte Mimik und Gestik von einen Tag auf den anderen umzustellen – vielmehr ist eine langfristige Umstellung von Vorteil.

Probleme mit AD(H)S-Kindern im Unterricht: Wirksame Intervention

Stört das AD(H)S-Kind den Unterricht und/oder die anderen Schüler, so wirkt sich dies gleich in mehrfacher Hinsicht negativ aus. Der Schüler selbst kann den Lernstoff ebenso wenig erfassen wie die abgelenkten Banknachbarn, es entsteht Unruhe und dem Lehrer fällt es zunehmend schwerer, die Aufmerksamkeit der Klasse zu erringen.

Deshalb sollte gegen abweichendes Verhalten stets interveniert werden. Ein einmaliges Vorkommnis bedarf noch keines Eingreifens. Fällt ein Schüler jedoch mehrfach durch sein Fehlverhalten auf, ist ein wirksames Interventionsmuster erforderlich. Es besteht aus vier Schritten:

Schritt 1: Ermahnung über nonverbale Signale

In manchen Fällen reicht es schon, dem Schüler zu signalisieren: „Ich sehe, was du tust, und ich bin damit nicht einverstanden“. Diese Ermahnung kann ganz unauffällig ablaufen, sodass die restliche Klasse nicht einbezogen wird und vielleicht sogar nicht einmal etwas davon mitbekommt.

Solche nonverbalen Signale könnten beispielsweise ein eindeutiger Blick, der erhobene Zeigefinger, der Zeigefinger an den Lippen oder ähnliche Gesten sein. Der Schüler erfährt, dass sein Verhalten nicht unentdeckt geblieben ist, kann sich darüber Gedanken machen und es gegebenenfalls abstellen.

Schritt 2: Eindeutige Nähe-Signale im Wiederholungsfall

Wiederholt sich das Fehlverhalten, sind Nähe-Signale gefordert. Der Lehrer steht dazu im Idealfall vor dem Schüler und führt erneut das nonverbale Signal aus Schritt 1 aus. Er spricht leise und macht dem Kind klar, worin das Fehlverhalten besteht und was von ihm erwartet wird.

Dabei muss er nicht unfreundlich werden, sollte aber darauf achten, dass der Schüler sein Ansinnen nicht falsch interpretieren kann. Dem Schüler wird bewusst, dass der Lehrer das Fehlverhalten nicht dulden wird.

Schritt 3: Eine klare Ansage zur Verdeutlichung

Ziehen die ersten beiden Schritte nicht und das unerwünschte Verhalten setzt sich fort, ist eine klare Ansage von Nöten. Noch immer sollte der Lehrer hierzu das direkte Gespräch mit dem Schüler suchen und den Konflikt nicht in der ganzen Klasse austragen. Er wiederholt seine Aufforderung erneut und ohne Zeitverzögerung. Jetzt ist die richtige Zeit, um eine negative Konsequenz anzukündigen. Diese muss klar und eindeutig erfolgen.

Auch in dieser Phase ist es nicht notwendig, sich durch Brüllen Gehör zu verschaffen oder den Schüler vor der Klasse bloßzustellen. Mit einer ruhigen Stimme, die der Aufforderung Gewicht verleiht, erreicht die Lehrkraft im Regelfall mehr. Der Lehrer zeigt dem Schüler unmissverständlich, welche Wahlmöglichkeiten er hat, zum Beispiel: „Entweder hörst du damit auf, mit Papierkügelchen zu werfen, oder du schreibst die Klassenregeln ab.“. Dem Schüler ist klar, dass er mit Konsequenzen zu rechnen hat, wenn er sein Verhalten nicht ändert.

Schritt 4: Konsequentes Durchziehen der Konsequenz

Haben die ersten drei Schritte keine Wirkung gezeigt, gilt es, die Konsequenz durchzuziehen. Der Lehrer steht vor dem Schüler, teilt ihm seine Entscheidung mit und geht direkt dazu über, die Strafe zu vollziehen. Wichtig: An diesem Punkt wäre es kontraproduktiv, erneut Ermahnungen oder Drohungen auszusprechen.

Der Lehrer wird dadurch unglaubwürdig und der Schüler lernt, dass er seine Bestrafung immer weiter aufschieben wird, statt sie tatsächlich zu verhängen. Konsequenz ist entscheidend, um die eigene Berechenbarkeit und Glaubwürdigkeit zu erhalten.

Der Lehrer vollzieht diese ruhig und ohne großes Aufhebens darum zu machen. Er zeigt dabei weder übermäßigen Ärger noch spiegelt er „(Schaden-)Freude“ wieder, sondern führt sie nüchtern, sachlich und emotionslos aus, als logische Konsequenz der zuvor erfolgten Ankündigung.

Problemfall AD(H)S: Wie sich negatives und positives Feedback auswirkt

Im Schulalltag fallen AD(H)S-Kinder immer wieder negativ auf, sei es durch permanentes Schwätzen, Vergesslichkeit, wechselhafte Leistungen oder häufige anderweitige Selbstbeschäftigung. In der Praxis kommt es deshalb häufig dazu, dass der betroffene Schüler ständig ermahnt und regelmäßig mit Beschimpfungen, Drohungen und Bestrafungen konfrontiert wird. Durch eine Positivfeedback-Kultur könnte aber nicht nur der Unterricht angenehmer gestaltet, sondern auch das Verhalten des Kindes positiv beeinflusst werden.

Wie sich negative Rückmeldungen auf Schüler auswirken

Ein einmaliges, negatives Feedback stellt für Schüler im Normalfall kein Problem dar. Erfahren sie hingegen seitens des Lehrers und/oder der Mitschüler häufig Ablehnung und negative Rückmeldungen, kann dies das Selbstbild des AD(H)S-Kindes in Mitleidenschaft ziehen. Es fühlt sich als „schwarzes Schaf“, das als einziges nicht mit der Schule klarkommt. Es entwickelt eine negative Sicht auf den Schulalltag. Dies kann zahlreiche Folgen nach sich ziehen:

  • Das Kind lässt sich schnell entmutigen, wenn Misserfolge eintreten.
  • Es lehnt die Schule und die mit ihr einhergehenden Aufgaben ab und steht ihnen von vornherein skeptisch gegenüber.
  • Leistungsverweigerung ist an der Tagesordnung – in der Schule werden Aufforderungen ignoriert, die Hausaufgaben nicht oder nur schlampig erledigt.
  • Die Frustrationstoleranz sinkt. Treten Schwierigkeiten auf, wird das Kind schneller aggressiv.

Positive Erwartungen = positive Entwicklung

Erwartet die Lehrkraft hingegen eine positive Entwicklung, so kann diese auch eintreten. Anstatt den Schüler ständig für negatives Verhalten auszuschimpfen und ihm einzureden, dass er nichts wert sei, wertschätzt der Lehrer jede noch so kleine positive Veränderung. Mögliche Erscheinungsformen sind zum Beispiel:

  • Erledigt der Schüler seine Hausaufgaben ordentlich, nimmt der Lehrer dies nicht nur zur Kenntnis, sondern macht positive Anmerkungen ins Heft. Diese zahlen sich sogar doppelt aus, weil der Schüler sie später immer wieder lesen und auf sich wirken lassen kann.
  • Hat das Kind eine Unterrichtsstunde lang nicht gestört oder gegen die Klassenregeln verstoßen, sollte es gelobt werden.
  • Ein Lob sollte nicht erst dann erfolgen, wenn eine Aufgabe vollwertig gelöst wurde, sondern auch dann, wenn sich das Kind mehr als sonst angestrengt oder ein besseres Ergebnis erreicht hat.
  • Der Lehrer ermutigt das AD(H)S-Kind, es weiter zu versuchen, sich anzustrengen und seine Leistungen zu verbessern.
  • Die Lehrkraft hält gezielt nach Situationen die Augen offen, in denen sich das Kind positiv verhält (z. B. in der Pause einem gestürzten Mitschüler aufhilft). Lob an dieser Stelle wirkt sich sehr positiv aus, da das Kind feststellt, dass sein positives Verhalten auch dann bemerkt wird, wenn es nicht zuvor gezielt eingefordert wurde.

Doch Vorsicht: Zu inflationär sollte Lob dennoch nicht verwendet werden, sonst verfehlt es früher oder später seine Wirkung. Gezielt (und anstelle negativer Rückmeldung) eingesetzt, kann es sich jedoch sehr positiv auf die Entwicklung des Kindes auswirken.

Wertschätzung zeigen: Sich Zeit für die Schüler nehmen

Der Lehrer sollte stets ein offenes Ohr für seine Kinder haben. Bringt er ihnen Achtung entgegen, werden sie dieses Vertrauen und diese Wertschätzung spüren. Dazu gehört es auch, für die Schüler ansprechbar zu sein, auch wenn es vielleicht gerade ungünstig ist oder eigentlich die rettende Pause naht. Dies kann die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler verbessern.

Herausforderungen durch AD(H)S im Unterricht: Typische Begleiterscheinungen

AD(H)S kann Lehrer vor große Herausforderungen stellen. Betroffene Kinder und Jugendliche können unterschiedlichste Symptome aufweisen und reagieren mitunter sehr anders als gesunde Schüler auf das Verhalten des Lehrers. Umso wichtiger ist es, die Erkrankung zu verstehen und ihre Erscheinungsformen zu kennen.

AD(H)S als Selbstregulations- und Anpassungsstörung

AD(H)S macht sich auf mehreren Ebenen bemerkbar:

  • Selbstregulation: AD(H)S-Kinder können sich nur eingeschränkt selbst regulieren. Dies bedeutet, dass sie weder ihre Impulse kontrollieren, noch ihre Aufmerksamkeit und ihre Aktivitäten regulieren können.
  • Anpassung: Betroffene sind nur in engen Grenzen dazu in der Lage, ihr Verhalten an die jeweilige Situation anzupassen. So kommt es, dass die Dauer und Intensität ihrer Aufmerksamkeit und das Maß an motorischen Aktivitäten häufig nicht zum gewünschten Unterrichtsverlauf passen.
  • Selbstbild/-wirksamkeit: AD(H)S-Kinder erleben oft negative Rückmeldungen und Erfahrungen von der Familie, Gleichaltrigen und Lehrern. Dies führt dazu, dass ihr Selbstbild, ihr Selbstkonzept und ihre Selbstwirksamkeit nachhaltig gestört und beeinträchtigt werden. Häufig baut sich eine Misserfolgserwartung auf. Das Kind hat ständig das Gefühl, den Erwartungen der anderen nicht gerecht werden zu können.

Wie sich ADHS im Unterricht bemerkbar macht

Nicht jedes von ADHS betroffene Kind ist gleich – die tatsächliche Ausprägung der Symptome kann sehr unterschiedlich ausfallen. Typisch sind jedoch diese Erscheinungsformen:

Aufmerksamkeitsregulationsdefizit Impulskontrollregulationsdefizit
  • Unaufmerksamkeit in Hinblick auf Details
  • mangelnde Sorgfalt bei Haus- und Schulaufgaben
  • Nichterfüllung von aufgetragenen Aufgaben und Arbeiten
  • mangelnde Fähigkeit, die eigene Arbeit zu organisieren und zu strukturieren
  • Vermeidungstaktik bei Aufgaben, die ein gewisses Durchhaltevermögen erfordern
  • leichte Ablenkbarkeit durch äußere Reize
  • häufige Verluste von Gegenständen (insbesondere Arbeitswerkzeuge, Schulbücher oder Hausaufgaben)
  • Vergesslichkeit
  • Herausplatzen mit Antworten, ehe der Schüler aufgerufen wurde
  • kein Abwarten, bis der Schüler an der Reihe ist
  • Störung und Unterbrechung der Mitschüler
  • übermäßiges Reden ohne Rücksicht auf die Reaktion der anderen
  • ständiges Zappeln und Herumrutschen auf dem Stuhl
  • Aufstehen und Herumgehen während des Unterrichts
  • hohe Lautstärke beim Spiel
  • exzessive motorische Aktivität

Je nach Ausprägung kommt das Aktivitätsregulationsdefizit, häufig als Hyperaktivität bezeichnet, hinzu. Die Kinder sind innerlich unruhig. Still auf einem Stuhl sitzen zu müssen, ist für sie die reine Qual, sie wären am liebsten immer in Bewegung.

Herausforderungen für den Schulalltag

Durch die oft andersartige Reaktion von AD(H)S-Kindern kommen auf die Lehrkraft enorme Herausforderungen zu. Insbesondere häufige Störungen des Unterrichts, schnell eskalierende Konflikte, Aggressionen und viele weitere Symptome erschweren die tägliche Zusammenarbeit.

Für Lehrer, die AD(H)S-Kinder unterrichten, ist es deshalb wichtig, in Hinblick auf die Besonderheiten dieser Schüler geschult zu werden. Trotz AD(H)S können die Betroffenen viel erreichen und auch eine angenehme Unterrichtsatmosphäre kann erzielt werden – dies fordert aber auch dem Lehrer einiges ab, zum Beispiel ein großes Einfühlungsvermögen und Konsequenz.

HEBO Schule Infomappe


Fordern Sie HIER kostenlos die Infomappe der HEBO Privatschule an.

Für eine direkte telefonische Beratung wählen Sie bitte 0228 748990.

HEBO Schulträger Bonn KG

Am Büchel 100
53173 Bonn
HRA 8475
0228 748990

Copyright © | HEBO Schulträger Bonn KG | Am Büchel 100 | 53173 Bonn | 0228 748990 | Impressum | Datenschutz