In Kindheit und Jugend werden die Weichen für den beruflichen und sozialen Erfolg als Erwachsener gestellt. Mit einem guten Schulabschluss in der Tasche gelingt der Start in den neuen, selbstverantwortlichen Lebensabschnitt besonders gut. Nicht jedes Kind kann diese Basis legen, denn junge ADHS-Patienten haben oft aufgrund ihrer Konzentrationsprobleme große Schwierigkeiten in der Schule. Auch das soziale Leben mit Familie und Freunden leidet meist unter Hyperaktivität und Impulsivität. Heute kann man die ADHS-Erkrankung im Rahmen eines umfassenden Therapieplans auch medikamentös gut behandeln. Mit dem Medikament Strattera steht ein Produkt zur Verfügung, welches anders wirkt als alle anderen ADHS-Medikamente.
Wirkstoff Atomoxetin: Was steckt dahinter?
Seit vielen Jahrzehnten wird ADHS im Wesentlichen mit Psychostimulanzien aus der Gruppe der Weckamine behandelt. Sie stimulieren die Gehirnaktivität und verbessern so die Konzentrationsfähigkeit. Diese Produkte haben allerdings ein hohes Abhängigkeitspotential und sind als Betäubungsmittel klassifiziert. Bei Strattera sieht das anders aus. Das seit 2005 erhältliche Medikament gilt als relativ gut verträglich und ist zur Anwendung bei Kindern ab sechs Jahren, Jugendlichen und Erwachsenen zugelassen.
Wirkprinzip / Pharmakologie: Was passiert im Körper?
Wenn Reize im Gehirn verarbeitet werden – und das geschieht im Wachzustand nahezu ständig – so spielen die körpereigenen Botenstoffe im zentralen Nervensystem eine wichtige Rolle. Vor allem ihre Konzentration an den Schaltstellen des Gehirns ist bedeutend für die Reizverarbeitung. Bei ADHS-Patienten sind diese Konzentrationen in bestimmten Teilen des Gehirns deutlich niedriger als bei gesunden Menschen.
Bei der medikamentösen ADHS-Therapie werden die Levels der Botenstoffe korrigiert. Im Falle des Wirkstoffs Atomoxetin wird zum einen nur die Menge des Botenstoffes Noradrenalin beeinflusst und zum anderen ein zweiter Weg bei der Wirkung im glutamatergen System eingeschlagen. Deshalb kann der Wirkstoff die Aufmerksamkeitsspanne und die Konzentrationsfähigkeit erhöhen und impulsives, hyperaktives Verhalten reduzieren, ohne dass es zu einer Überstimulierung oder Abhängigkeit kommen kann.
Anwendung: Wann und wie sollte Strattera eingenommen werden?
Das Medikament Strattera wird in Form von Hartkapseln eingenommen. Mit einer Halbwertszeit von knapp vier Stunden und einer daraus resultierenden Wirkdauer von etwa sechs bis acht Stunden ist eine Einnahme am Morgen für das Produkt eine passende Empfehlung. Sie sollte immer etwa zu gleichen Tageszeit erfolgen und kann unabhängig vom Frühstück davor, danach oder währenddessen durchgeführt werden. Für einige Patienten hat es sich allerdings bewährt, die Tagesdosis in zwei Einzelgaben aufzuteilen und die erste Dosis zum Frühstück, die zweite jedoch erst am frühen Nachmittag zu nehmen. Auf diese Weise sind die Patienten in Schule und Beruf den ganzen Tag fähig, sich zu konzentrieren und arbeiten entspannter.
Während einer Behandlung mit Strattera sollte der Patient selber, wenn nötig die Eltern und natürlich der Arzt einige gesundheitliche Faktoren wie den Appetit, die Entwicklung von Größe und Gewicht, den Puls und Blutdruck sowie Anzeichen psychischer oder motorischer Probleme regelmäßig überwachen. Insbesondere das Herz-Kreislauf-System muss zu Beginn aber auch im Therapieverlauf unter Beobachtung stehen, weil es dort zu schwerwiegenden Nebenwirkungen kommen kann.
Tritt nach drei Monaten und bei Höchstdosis keine spürbare Verbesserung der ADHS-Symptomatik ein, so sollte die Therapie beendet werden. Aber auch, wenn Strattera gut wirksam ist, sollte die Anwendung nach einem Jahr geprüft und neu bewertet werden.
Nebenwirkungen: Welche unerwünschten Wirkungen treten auf?
Unerwünschte Wirkungen begleiten die Wirksamkeit vieler Arzneimittel – so auch von Strattera. Die meisten Nebenwirkungen sind unangenehm, aber ungefährlich. Das gilt aber nicht für alle unerwünschten Wirkungen: Einige sind so schwerwiegend, dass sie einen Abbruch der Behandlung notwendig machen können. Diese sollte aber in keinem Fall selbständig durchgeführt, sondern immer mit dem Arzt abgesprochen werden.
Die am häufigsten vorkommende Nebenwirkung ist wie bei den anderen ADHS-Medikamenten eine starke Appetitlosigkeit. Zwischen 15 und 20 Prozent der Patienten sind davon betroffen. Als Folge des stark verminderten Appetits kommt es bei vielen jungen Patienten zu einer verringerten Gewichts- und Größenzunahme. Vor allem bei längerer Anwendung zeigen sich diese Auswirkungen auf das Wachstum oft deutlich.
Neben der Appetitlosigkeit zählen Kopfschmerzen, Schläfrigkeit, Übelkeit und Erbrechen sowie Bauchschmerzen zu den sehr häufigen Nebenwirkungen. Sie betreffen damit mehr als 10 Prozent aller Patienten. Immer noch häufig – sprich bei ein bis zehn Patienten von Hundert – kommt es zu
- Stimmungsschwankungen mit Reizbarkeit und Schlaflosigkeit,
- Verdauungsstörungen mit Verstopfung,
- Hautausschläge und -entzündungen,
- Müdigkeit mit Antriebsarmut und
- Blutdruckerhöhung.
Auch wenn die Nebenwirkungen schwerwiegend sein können, so sind sie größtenteils nicht gefährlich. Bei den gelegentlich auftretenden unerwünschten Wirkungen sieht das anders aus. Es kann unter anderem zu
- Selbstmordneigung und Selbstmordversuchen,
- Ohnmacht,
- Herzrasen bis hin zu Sinustachykardie,
- allergischen Reaktionen und
- starker Migräne
kommen. Viele weitere Nebenwirkungen wie Aggression und Feindseligkeit, Zittern und Juckreiz, starke Schweißbildung und Schlafstörungen sind enorm belastend und machen eine dauerhafte Einnahme unmöglich. Patienten und Eltern sollten sich bei jeder Art von unerklärlichen Problemen und Symptomen wie zum Beispiel Gelbsucht, Harnverhalt, Penisschmerzen, Krampfanfällen und Durchblutungsstörungen zeitnah an ihren Arzt wenden.
Gegenanzeigen: Wann darf man Strattera nicht einnehmen?
Zahlreiche Vorerkrankungen oder Stoffwechselstörungen verbieten eine Anwendung von Strattera zur Behandlung von ADHS. Weil es zu schwerwiegenden Problemen kommen kann, sollten Patienten und Eltern junger Patienten den Arzt über jede vorhandene Medikation und Erkrankung informieren. Insbesondere, wenn sie die folgenden Punkte umfassen:
- Allergien und Unverträglichkeiten gegenüber Arzneimitteln, Füllstoffen aber auch Lebensmitteln
- Einnahme von MAO-Hemmern
- Engwinkelglaukom und erhöhter Augeninnendruck im Allgemeinen
- Herzerkrankungen und Blutdruckprobleme wie Bluthochdruck, Herzinsuffizienz oder Arrhythmien
- Suizidversuche in der Vergangenheit
- psychische Störungen wie Depression, Angst- oder Tic-Störung
Eine zuverlässige Verhütung bei weiblichen Patientinnen wird empfohlen, auch wenn Strattera bereits im Einzelfall zur Behandlung von ADHS während der Schwangerschaft eingesetzt wurde.
Wechselwirkungen: Mit welchen Medikamenten oder Lebensmitteln verträgt sich Strattera nicht?
Der Wirkstoff Atomoxetin im Strattera wird im Körper über einen der wichtigsten Stoffwechselwege abgebaut und weist deshalb viele Wechselwirkungen auf. Deshalb sollten Patienten und Eltern ihren Arzt über alle zeitgleich eingenommen Arzneimittel informieren. Besonders oft kommt es zu Wechselwirkungen mit Medikamenten zur Behandlung von
- Depressionen (insbesondere MAO-Hemmer)
- Asthma (Bronchodilatatoren wie Salbutamol)
- Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen
- Schmerzmittel
- Epilepsie und Krampfanfälle
- Gastritis und Sodbrennen
Auch mit freiverkäuflichen Arzneimitteln kann es zu Wechselwirkungen kommen. Deshalb sollte jede Einnahme vorab mit Arzt oder Apotheker abgeklärt werden.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Amphetamin#Isomere
https://compendium.ch/mpro/mnr/20326/html/de?Platform=Desktop
https://www.adhspedia.de/wiki/Atomoxetin
https://www.adhspedia.de/wiki/Medikamente