Man geht davon aus, dass etwa 5 Prozent der Kinder in Deutschland von ADHS betroffen sind. Die vermeintliche „Modeerkrankung“ ist für die Betroffenen jedoch mit schwerwiegenden Folgen verbunden, die sich in allen Lebensbereichen negativ auswirken können.
ADHS ist ein Schlagwort unserer Zeit. Die Erkrankung, die Kinder ebenso wie Erwachsene treffen kann, wird häufig als Ergebnis schlechter Erziehung und zu viel Fernsehen abgetan. Doch dies ist nicht einmal die Hälfte der Wahrheit.
ADHS – Was dahinter steckt
Die Abkürzung ADHS steht für „Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung“. Diese neurobiologisch bedingte Erkrankung umfasst als Oberbegriff zugleich auch die Aufmerksamkeits-Defizit-Störung (ADS), die ohne Hyperaktivität einhergeht. Typisch für ADHS ist, dass sich die Symptome auf verschiedene Lebensbereiche auswirken, beispielsweise das Familienleben, die Leistungen in der Schule oder die Beziehungen zu Freunden. Eine frühzeitige Diagnose der Erkrankung kann den Betroffenen helfen, die Auswirkungen in Grenzen zu halten und somit auf Dauer gesehen ein angenehmeres Leben zu erreichen.
Hat mein Kind ADHS?
Natürlich ist längst nicht jedes Kind, das besonders aktiv ist oder manchmal Schwierigkeiten damit hat, sich zu konzentrieren, von ADHS betroffen. Charakteristisch ist für die Erkrankung, dass die Kernsymptome dauerhaft und nicht nur phasenweise auftreten. Zu nennen sind dabei vor allem:
- ein übersteigerter Bewegungsdrang (Hyperaktivität)
- Schwierigkeiten mit der Konzentrationsfähigkeit sowie Unaufmerksamkeit
- unüberlegte und impulsive Handlungen
Im Regelfall bestehen die Symptome bereits von Geburt an und wirken sich typischerweise in mehreren Lebensbereichen aus. Um von ADHS sprechen zu können, müssen die Symptome über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten beobachtet worden sein. Die Diagnose ADHS wird nicht leichtfertig gestellt. Der Kinderarzt oder der Kinder- und Jugendpsychiater untersucht das Kind intensiv, um die Eigenheiten des Kindes festzustellen.
Unbehandelt leiden die Betroffenen unter einer Vielzahl von Problemen, beispielsweise unter einer mangelnden sozialen Integration, schlechten schulischen Leistungen oder einer erhöhten Unfallgefahr. Bleibt ADHS unbehandelt, so treten diese Schwierigkeiten umso stärker zu Tage.
Wer von ADHS betroffen ist
Jungen erkranken drei- bis viermal so oft an der Störung wie Mädchen. Bei Jungen fällt sie jedoch häufiger auf, da diese tendenziell öfter an ADHS mit entsprechendem hyperaktivem Verhalten leiden. Mädchen hingegen erkranken häufiger an ADS. Bei dieser Störung steht kein übersteigerter Bewegungsdrang im Vordergrund, sondern vielmehr Träumereien und eine schlechte Konzentrationsfähigkeit.
Auch wenn die Krankheit in den meisten Fällen frühestens ab dem Schulalter diagnostiziert wird, werden viele Kinder bereits im Kindergarten auffällig, beispielsweise durch wenig Geduld beim Spielen oder wiederholt aggressives Verhalten. Rückblickend betrachtet stellt sich oft heraus, dass betroffene Kinder auch als Babys bereits aufgefallen sind, beispielsweise durch übermäßiges Schreien, Schwierigkeiten beim Schlafen oder einen besonders stark ausgeprägten Bewegungsdrang.