Autogenes Training, Konzentrationsübungen und Verhaltenstherapie sind gerne gewählte Elemente einer modularen ADHS-Therapie. Seit einigen Jahren gewinnt auch das Neurofeedback-Training zunehmend an Bedeutung. Die Methode ermöglicht es Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ihre Konzentrationsfähigkeit zu verbessern, indem sie lernen, ihre Hirnaktivität gezielt zu steuern. Die Sitzungen haben einen festen Aufbau und müssen je nach Patient etwa 20 bis 60 Mal durchgeführt werden. Das Verfahren ist absolut schmerzfrei und hat keinerlei Nebenwirkungen.
Gut vorbereitet in die Neurofeedback-Sitzung
Junge Patienten sollten von ihren Eltern grundlegend über das Vorgehen bei einer Sitzung aufgeklärt werden, erfahren aber die wichtigsten Grundlagen auch direkt vom Therapeuten. Angeboten werden Neurofeedback-Behandlungen von Ärzten, Kinderärzten, Psychologen und Psychiatern sowie Ergotherapeuten. Bei der ersten Sitzung nimmt sich der Therapeut umfassend Zeit, um vor allem kleine Patienten mit der Methode und den Geräten vertraut zu machen. Im Verlaufe der bis zu 60 Sitzungen bleibt der Aufbau stets gleich – aber die Aufgaben werden etwas anspruchsvoller.
Entspannt sitzen, entspannt spielen
Der „Arbeitsplatz“ ermöglicht ein entspanntes Sitzen vor dem Monitor. Insgesamt sieben Elektroden werden am Kopf des Patienten angelegt, um die Hirnströme und Muskelreaktionen messen zu können. Die entsprechenden Stellen werden vorab mit einem Desinfektionsmittel gereinigt, was ein wenig kalt und unangenehm sein kann. Dann wird die wichtigste Elektrode, die SCP-Ableitung, direkt auf den Mittelscheitel geklebt. Zwei weitere Elektroden, die Referenz- und die Masse-Elektrode werden hinter beiden Ohren befestigt. Im Gesicht werden vier Elektroden platziert. Sie messen die Muskel- und Augenbewegungen. Das ist wichtig, weil diese Bewegungen das EEG, welches die Hirnströme aufzeichnet, stören würden und deshalb von der Software herausgerechnet werden müssen.
Auf „Los!“ geht’s los!
Ist alles vorbereitet, muss der Patient einige gezielte Augenbewegungen durchführen, um die Software einzustimmen und das Herausrechnen der Störbewegungen zu ermöglichen. Die Elektrode am Scheitel beginnt die langsamen kortikalen Potentiale zu übertragen. Das Computersystem rechnet sie um und zeigt dem Patienten auf dem Bildschirm seine Hirnaktivität an. Nun kann das eigentliche Spiel beginnen: Über zwei Pfeile erfährt der Patienten, wohin er sein Flugobjekt steuern soll. In der ersten Sitzung hilft der Therapeut durch kleine Tipps oder über Fragen dabei, den Geist in die richtige Richtung zu treiben. Meistens gelingt neuen Patienten gerade in der Euphorie der ersten Sitzung das Training besonders gut. Erst in den Folge-Sitzungen muss er lernen, sein Gehirn gezielt anzuregen und in den Aufnahmemodus zu bringen.
Konditionierung für nachhaltiges Training
Über die erlernte Regulation und die positive Rückkoppelung durch eine Belohnung wie das Bild einer Sonne kommt es zu einer sogenannten Konditionierung. Das bedeutet, dass ein Reiz nach dem Training ohne Umwege über das Bewusstsein zu einer Reaktion im Gehirn führt. Der Patient erlernt also bei Neurofeedback nicht nur, wie er bewusst zur einer besseren Konzentration oder Entspannung kommt, sondern auch sein Gehirn lernt beim Training. Die Trainingserfolge werden von der Software sichtbar gemacht und am Ende jeder Sitzung mit dem Patienten besprochen. Um das Erlernte mit nach Hause zu nehmen und das Training zu verstärken, erhalten die Patienten eine Transferkarte mit dem Erfolgssymbol. Sie dient als Erinnerung, um zum Beispiel in der Schule vor einer Klassenarbeit das Gehirn in den Aufnahmemodus zu versetzen.
Je nach Alter und Erfahrung dauert eine Sitzung zwischen 20 und 45 Minuten. In etwa 100 bis 150 Übungseinheiten werden dabei absolviert. Mit Vor- und Nachbesprechung liegt die Gesamtzeit für eine Sitzung bei ungefähr 45 bis 60 Minuten. Die meisten Patienten benötigen ca. 20 bis 40 Sitzungen, um deutlich spürbare und dauerhafte Ergebnisse zu erreichen, die sich im Alltag nutzen lassen.