Es klingt wie aus einem Sciencefiction-Film: Mit der Kraft der Gedanken steuern Kinder, Jugendliche und Erwachsene Flugobjekte durch ein Videospiel. Dabei lernen sie nicht nur sich auf den Punkt zu konzentrieren, sondern sogar eigentlich unwillkürliche Hirnaktivitäten gezielt zu steuern. Die moderne ADHS-Neurofeedback-Therapie hat zahlreiche Vorteile. Doch hat sie auch Nebenwirkungen? Bestehen Risiken, die Eltern und Patienten vor der Entscheidung für ein Neurofeedback-Training kennen sollten?
Flexibel und vielseitig: Neurofeedback als Therapieform
Etwas bekannter als Neurofeedback ist das seit längerer Zeit genutzte Biofeedback, welches vor allem von Heilpraktikern und in der Alternativmedizin zur Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen nach dem ganzheitlichen Konzept angewendet wird. Das Neurofeedback kommt zurzeit vor allem in der AD(H)S-Therapie zum Einsatz, ist aber keinesfalls darauf beschränkt. Im Gegenteil, die vielseitig anwendbare Methode hat zahlreiche weitere medizinische und andere Anwendungsgebiete:
- Psychische Störungen: Erste Studien haben gezeigt, dass das Neurofeedback-Training auch bei verschiedenen psychischen Störungen Anwendung finden kann. Dazu gehören zum Beispiel depressive Verstimmungen, Angstzustände und Panikattacken sowie Schlafstörungen.
- Epilepsie: Vor allem bei Kindern und Jugendlichen, die unter epileptischen Anfällen leiden, kann die Neurofeedback-Therapie wirksam eingesetzt werden. Ziel ist es, die Zahl und die Schwere der Anfälle zu verringern. Neurofeedback ist ein Teil der umfassenden, modular aufgebauten Therapie bei Epilepsie.
- Meditation und Entspannungstraining: Das Erlernen meditativer Techniken und der gezielten Entspannung ist sowohl Teil bestimmter Therapiekonzepte (z. B. nach einem Burnout) als auch empfehlenswert für Menschen mit hoher Stressbelastung.
- Peak Performance – Spitzenleistung: Auch Sportler, Musiker oder Manager profitieren davon, ihre Hirnaktivität gezielt beeinflussen zu können und auf den Punkt zwischen Aktivität und Entspannung hin und her zu schalten.
- Gedächtnistraining / Fitness: Neurofeedback ist eine spezielle Variante des Gehirnjoggings und kann ältere Menschen oder Patienten in der Reha unterstützen, ihre Gehirnfunktion zu erhalten oder zu verbessern.
Das Wissen um die unterschiedlichen Anwendungsgebiete ist wichtig, um die möglichen Risiken und Nebenwirkungen zu verstehen.
Gewusst wie: Neurofeedback abhängig vom Therapeut
Über die Behandler-Einheit nimmt der Therapeut in jeder Sitzung auf Basis der gemessenen Hirnaktivität Einfluss auf das Training. Er bestimmt, wie intensiv die Aufgaben gestaltet werden und gleicht dabei die Leistungsfähigkeit des Patienten mit dem Training ab. Außerdem kann er dem Probanden helfen, einen Zugang zur Selbstregulation zu finden und die Therapieerfolge in den Alltag zu übertragen. Unerfahrene Therapeuten können hierbei Fehler machen, die dann zu Nebenwirkungen der Neurofeedback-Methode führen:
- Falsche Aktivierung: Unerwünschte Wirkungen wie eine Steigerung der Erregtheit oder eine Hyperaktivität zeigen sich während des Trainings und im Alltag.
- Psychische Nebenwirkungen: In Folge eines falschen Trainings kann es zu Schlafstörungen, Angstzuständen oder depressiven Verstimmungen kommen.
- Epileptische Anfälle: Im Extremfall und bei genetischer Prädisposition des Patienten können epileptische Anfälle auftreten.
Auch wenn es zu einer Verstärkung der beim Patienten bekannten ADHS-Symptome kommt, kann das ein Hinweis auf ein unpassendes Neurofeedback-Training sein. Die zuvor genannten schwerwiegenden Nebenwirkungen stehen in direkter Verbindung zu den Anwendungsgebieten und zeigen sich oft zunehmend im Alltag bei unangepasster Aktivierung über einen längeren Zeitraum.