Etwa 10 Prozent der Kinder in Deutschland im Grundschulalter erhalten die Diagnose „Aufmerksamkeitsdefizit-(Hyperaktivitäts-)Syndrom – AD(H)S“. Vor allem Jungen sind von dem Konzentrationsstörungs- und Hyperaktivitätssyndrom überdurchschnittlich oft betroffen. Schon vor der Diagnose beginnt für viele Familien eine jahrelange Odyssee auf der Suche nach dem richtigen Weg in einen entspannteren Alltag.
In den meisten Fällen sind schon die ersten Jahre enorm belastend und mit der Diagnose steigt die Hoffnung auf schnelle Hilfe. Zugleich ist die Vorstellung einer jahrelangen Medikamenten-Einnahme für kleine Patienten und ihre Eltern erschreckend. Mit dem Neurofeedback-Training lässt sich frühzeitig die Therapie unterstützen und die Notwendigkeit einer medikamentösen Therapie herauszögern und gar vermeiden.
Multimodale Therapie: ADHS-Patienten wirkungsvoll behandeln
Es gibt nicht „die“ richtige Therapie bei ADHS. Es ist immer wichtig, dass die Behandlung von AD(H)S maßgeschneidert und individuell abhängig vom Patienten, seinen Lebensumständen und Symptomen gestaltet wird. Therapeuten sprechen heute von einer multimodalen Therapie. Dies bedeutet, dass die Behandlung aus verschiedenen Modulen besteht, deren Wirkungen ineinandergreifen und sich gegenseitig am besten noch verstärken:
- Pädagogische Maßnahmen: Unverzichtbar sind die Aufklärung und die Beratung der Eltern, Erzieher und Lehrer der kleinen Patienten. Auch die Kinder selber sollten so viel wie möglich über ihre Erkrankung erfahren, um sie begreiflich zu machen. Ergänzend dazu bieten viele Therapeuten und Hilfsgruppen eine Intervention im Kindergarten oder in der Schule an. Auch spezielle Eltern- und Lehrertrainings haben sich als hilfreich erwiesen.
- Psycho- und Verhaltenstherapie: „Mit sich selber klarkommen“ – das lernen die jungen Patienten in einer geeigneten Psycho- und Verhaltenstherapie. Auch Techniken zur Entspannung und zur Selbstregulation wie das Neurofeedback-Training zählen zu diesen Therapieformen. Im besten Fall erstreckt sich die Therapie auf die ganze Familie in Form einer gemeinsamen „Familientherapie“.
- Medikamentöse Therapie: Schwere Fälle von AD(H)S werden medikamentös behandelt. Es sollte die letzte Säule der Behandlung sein, wenn die anderen Maßnahmen nicht ausreichend wirken.
In der Praxis jedoch kommt es viel häufiger zum Einsatz von Medikamenten, als es Experten und Forscher für sinnvoll erachten. Erst wenn alle anderen Maßnahmen ausgeschöpft sind, sollten die Symptome mithilfe von hochwirksamen Medikamenten eingedämmt werden.
Weniger ist mehr: Medikamente bei ADHS und Neurofeedback
Im Rahmen verschiedener Studien hat sich gezeigt, dass die Therapie mittels Neurofeedback gut wirksam ist, aber nicht in allen Fällen eine medikamentöse Therapie vermeiden kann. In einer Studie musste beispielsweise ein Drittel aller jungen Teilnehmer innerhalb von sechs Monaten nach dem Ende des Neurofeedback-Trainings mit der Einnahme von Medikamenten beginnen, weil ihre ADHS-Symptomatik weiterhin zu stark war, um den Alltag ohne Arzneien zu überstehen.
Dennoch gehen Experten davon aus, dass dem Neurofeedback-Training eine wichtige, unterstützende Rolle zukommt. Es kann dazu führen, dass die Dosis reduziert werden kann oder – bei leichteren Fällen – eine medikamentöse Therapie komplett vermieden wird. Ein weiterer Vorteil: Auch wenn in der Jugend die Medikation komplett ausgeschlichen wird, bleibt der Nutzen des mentalen Trainings erhalten.