Mehr Ruhe im Alltag, eine bessere Konzentrationsfähigkeit und eine gesteigerte Resistenz gegen Reize hilft Kindern und Jugendlichen mit AD(H)S-Erkrankung dabei, besser mit ihrer Krankheit zurecht zu kommen. Je nach Schwere der Erkrankung gibt es verschiedene Behandlungsstrategien, welche meist in Kombination miteinander angewendet werden. Immer häufiger kommt im Rahmen dieser „multimodalen Therapie“ das Neurofeedback-Training zur Anwendung. Die Methode eignet sich aber auch, um im Rahmen der Verhaltenstherapie bei psychischen Störungen, Epilepsie oder Migräne bei Jugendlichen und Erwachsenen zum Einsatz zu kommen.
Selbstregulation erlernen in den Neurofeedback-Sitzungen
Um aus einer unwillkürlichen Hirnaktivität eine bewusst steuerbare Aktion zu machen, ist ein umfassendes Training notwendig. Dabei wird der Effekt der positiven Rückkopplung genutzt: Weil das Gehirn direkt für eine richtige Aktion belohnt wird, lernt das Gehirn, auf die bewussten Impulse des Patienten in der gewünschten Weise zu reagieren. Dadurch wird aus einem unwillkürlichen Vorgang ein willkürlicher oder genauer – der unwillkürliche Vorgang lässt sich willkürlich beeinflussen. Der Weg zum Lernerfolg hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Bereitschaft des Patienten
- Selbstwahrnehmung und Selbstreflektion des Patienten
- Fingerspitzengefühl des Therapeuten
- Aufarbeitung und Anwendung im Alltag
Darüber hinaus scheint es auch einfach besonders talentierte Patienten zu geben, die sich leichter tun. Bei etwa einem Viertel der Patienten lässt sich kein nachweisbarer Lernerfolg erreichen. Unklar ist allerdings, ob das an individuellen Umständen liegt, am Therapeuten oder an der Methode.
Von der ersten Sitzung bis zu den ersten Erfolgen
Im Normalfall planen Therapeuten für einen Patienten etwa 20 bis 40 Sitzungen ein. Es kann aber auch nötig sein, mehr Sitzungen durchzuführen, um das Potential der Methode voll auszuschöpfen. Bei der ersten Sitzung erlernen die Teilnehmer die Methode und erreichen meist schon sehr schnell erste Erfolge. Die meisten Patienten erreichen in ihrer ersten 20 bis 30 Minuten dauernden Trainingsrunde mit bis zu 150 Wiederholungen den ersten Trainingserfolg und können das Flugobjekt beeinflussen. In den folgenden 10 bis 15 Sitzungen gibt es häufig Rückschläge und die Motivation lässt nach. Wer hier durchhält, erreicht oft zwischen der fünfzehnten und zwanzigsten Sitzung einen Durchbruch.
Von bewusst zu unbewusst – in der Praxis festigen
Wenn der Patient ein Gefühl dafür entwickelt hat, wie er seine Hirnaktivität beeinflussen und sich bewusst konzentrieren oder entspannen kann, geht das Neurofeedback-Training in die nächste Stufe: Übertragung in den Alltag. Das ist ein entscheidender Schritt, denn er ermöglicht es, die erlernte Steuerungsmethode in Schule oder Beruf anzuwenden. Wer das regelmäßig tut, erreicht dabei einen Punkt, an dem es nahezu automatisch abläuft, sodass die Selbstregulation zum unbewussten Verhaltensmuster wird. Bis dieser Zustand erreicht ist, sind meist nicht nur etwa 40 Sitzungen notwendig, sondern auch ein umfangreiches Training im Alltag.
Vor allem für Kinder ist es oft spannend zu sehen, dass die ersten Auswirkungen des Trainings im Alltag schon nach wenigen Sitzungen spürbar sind. Viele Kinder zeigen ein deutlich besseres Schriftbild und verbessern sich in der Schule auffällig bei ihren Noten.